Expedition ins Höhlensystem Moraig

Es ist schon verdammt früh am Morgen, als ich mich endlich in den Flieger nach Alicante setze. Eine Einladung zum Höhlentauchen
bekommt man schließlich nicht
alle Tage und so gelingt es mir, zwischen Beruf und Familie eine Woche in meinem Terminkalender
frei zu halten, um am Tauchprojekt "In Memoriam B. Pack" teilzunehmen.

 

 



Lageplan Zeichnung. Quelle: Luis Guijarro

 

Bernhard Pack starb am 21. September 1992 bei einem Forschungstauchgang im Höhlensystem der Moraig.

 

Ein Team von erfahrenen Tauchern, zusammengestellt von Extremtaucher Jens Hilbert
hat es sich zur Aufgabe gemacht das Forschungsprojekt wieder aufzunehmen, Wasserproben zu
nehmen und ein Exemplar des in der Höhle lebenden endemischen Höhlenkrebses zu fangen. Es bedarf Wochen und Monate der Vorbereitung, das benötigte Equipment und zu konfigurieren.

Ende Mai machen sich 3 vollbepackte Wagen mit Anhängern auf den Weg an die Costa Blanca. In Alicante werde ich von Jens und Andreas am Flughafen abgeholt und nachdem wir in Moraira ein Haus bezogen haben, nützen wir die ersten Tage zu Erkundigen, Aufbau von Flaschendepots, Filmen und Fotografieren. Immer wieder überrascht uns die Moraig mit einer Strömung, die das Salz- Süßwasser-Gemisch ins Meer hinaus treibt.

Weiter und weiter stoßen unsere beiden Spitzentaucher Jens Hilbert und Michael Brusdeilins ins System vor.
Planung, Logistik und Gasmanagement lassen pro Tag nur einen Tauchgang zu.

Als wir Senior José Cortéz Kennenlernen, erschließen sich auf einmal eine Fülle von Informationen und Details rund um unser Forschungsprojekt. Senior Cortéz hat es sich nach dem Tod Bernard Packszur Aufgabe gemacht, dessen Forschungen weiter zu bringen und gründete dazu das Unternehmen SIDMAR, welches sich mit den Höhlensystemen der Costa Blanca beschäftigt. Er bringt uns mit dem Vater von Bernard Pack zusammen. Es ist ein beeindruckender Abend für das ganze Team.

Je mehr wir uns in das Projekt vertiefen, desto klarer wird uns allen, das die Moraig nur ein Bruchteil eines riesigen aquatischen Systems ist, das sich bis weit in den Bauch Spaniens erstreckt. Könnte man das Problem der Süß- und Salzwasserverschmelzung lösen, wäre nicht nur die Costa Blanca ein grünes EI Dorado.

Der Tag des geplanten langen Vorstoßes ist da. Die Flaschendepots sind gerichtet, Nitroxgemische vorbereitet. Ein Backup- Scooter ist bei 530 m stationiert. Mehrere Sicherheitstaucher sind bis 500 m im Einsatz.
Behangen mit Doppel-20-Litergerät, 2 Stageflaschen, Lampen und einer Vielzahl von nötigen Tauchutensilien sieht Jens Hilbert und Michael Brusdeilins aus wie ein Weihnachtsbaum.

Ein letzter Check, alles O.K., und langsam Sinken sie mit Ihren Aquazepps ins Wasser. Bis 920 m geht der längste Vorstoß ins System. Eine extrem schlechte Sicht und ein Wirrwarr aus mehreren Leinen zwingt hier zur Umkehr. Dennoch geling es hier, eine Wasserprobe zu nehmen. Der letzte Tauchtag ist da. Noch einmal wollen wir in die Höhle, um Fotos zu machen und bei 530 m eine Wasserprobe zu nehmen. Ruhig ziehen Andreas und ich uns an. Die Sonne brennt uns auf den Pelz und so schütten wir immer wieder Wasser in die durstigen Kehlen. Nachdem die komplette Ausrüstung zum Einstieg transportiert ist, schultern wir unsere Doppelpakete und machen uns auf den Weg. Ein Sprung und schon reichen hilfreiche Hände, die mit Nitrox-30 gefüllte Stageflaschen, Lampen, Aquazepp und die Fotoausrüstung zu uns herab. Eine letzte gegenseitige Kontrolle, Bubble -Check, ein kurzes Nicken. Wir tauchen ab. Das O.K. -Zeichen kommt von meinem Partner, und die beiden Aquazepp ziehen uns ins Höhleninnere. Schlagartig ist die Anspannung wie weggeblasen. Hochkonzentriert schweben wir unserem Ziel entgegen. Immer wieder unterbrechen wir unsere Reise kurz, um uns gegenseitig zu checken. Hundertprozentiges Vertrauen in die Fähigkeiten des Partners ist Voraussetzung für Vorstöße dieser Art, doch jeder von uns hat jederzeit das Recht, den Tauchgang abzubrechen. Auch diese Höhle ist es nicht Wert, sein Leben zu riskieren. Das Zeichen 530 m erscheint. Hier bei der Abzweigung des Ganges "Galeria deI Lago" nehmen wir wie geplant eine Probe und machen uns auf den Rückweg. Die Strömung der Moraig treibt uns nun kontinuierlich dem Ausgang zu. Wir nutzen die Zeit, um zahlreiche Bilder zu machen. Als wir nach über 90 Minuten den Höhlenausgang erreichen teilt man uns mit, das es der zweiten Tauchgruppe gelungen ist, in der "Galeria de los Animales" den seltenen Krebs zu fangen. Klasse!

Wir haben erreicht, was wir uns vorgenommen haben. Doch wohin führt die Moraig? Ist es möglich, das Süßwasser von Salzwasser zu trennen? Antworten werfen neue Fragen auf und das von Bernhard Pack begonnene Projekt ist noch nicht zu Ende. Wir werden wiederkommen und weitermachen.

Bericht: Heino Eschbacher
Fotos: Andreas Hilsenbeck

Tauchen in Höhlen ist ohne Ausbildung lebensgefährlich!

Links:

- Homepage von Jens Hilbert http://www.tec-divers.de
- SIDMAR http://www.sidmar.es


Fortsetzung >>

© SSV Freiburg